Bewerbungs-Checkliste

Hier einige Vorüberlegungen

Wer Arzt werden will braucht in Deutschland vor allem eines- verdammt gute Noten! Zwar gibt es bei der Studienplatzvergabe durch die ZVS die Möglichkeit unter den verschiedenen Anforderungskriterien doch mit einem schlechteren Schnitt einen heißbegerten Platz zu bekommen, aber den meisten bleibt ein Studium in Deutschland verwehrt. Natürlich kann man ja solange eine Ausbildung machen, chillen oder in Ausland gehen bis man endlich seine 12- 14 Wartesemester voll hat, aber mal im Ernst, keiner möchte so lange auf einen Studienplatz warten. So auch ich nicht.

Unter dem Einverständnis meiner Eltern habe ich mich dann in Pécs und in Budapest beworben. Und es hat in Pécs geklappt und seit 2013 bin ich nun hier.

Wenn Du dich ebenfalls in Pécs oder einer anderen ausländischen Universität bewerben möchtest, dann sollte dir im Voraus einiges klar sein und vieles abgeklärt werden. Hier habe ich mal eine kleine Checkliste zusammengestellt.

1.Finanzierung des Studiums in Pécs

Wenn Du dich entschieden hast, dass Du im Ausland den Versuch wagen möchtest Medizin zu studieren, solltest du darüber vor allem mit deinen Eltern und deiner Familie sprechen. Ein Semester in Pécs kostet 6900 Euro, da kommt pro Jahr schon mal ein nagelneuer Kleinwagen zusammen. Das musst du dir bewusst sein und vor allem deinen Eltern, die dich ja sicherlich finanziell Unterstützen müssen und auch werden.

Freilich, wirst du denken, ich bin ja eh nur bis zum vierten Semester hier und wirst dann eh nach Deutschland wechseln. Aber es gibt keine hundertprozentige Garantie, dass dein Plan auch so aufgeht, denn meist kommen nur etwa ein Achtel nach der Vorklinik wieder nach Deutschland. Das musst du dir klar machen.

Es gibt verschieden Möglichkeiten das Studium zu finanzieren. Den größten Teil bezahlen bei mir meine Eltern, ein Teil kommt auch aus der Familie von meinen beiden Omas.

Bafög ist die eine Sache. Da du dann an einer ausländischen Universität studierst, fällst du unter einen anderen Satz. So kann es sein, dass du in Deutschland vielleicht kein Bafög bekommen hättest, aber für Auslandsbafög schon. Hierbei musst du dich ja nach dem Bundesland erkundigen, wo deine Anträge für dein jeweiliges Land bearbeitet werden. In Sachsen musst du alles zum Studentenwerk Chemnitz- Zwickau schicken, das gilt aber nur für Ungarn und ein paar anderen Länder. Hier ein paar nützliche Links zu diesem Thema:

Studienkredite oder auch Bildunskredite sind auch eine Möglichkeit. Studienkredite werden aber auch erst nach dem Physikum von den Bankinstituen vergeben. Also Vorsicht, mit der Hilfe eines Kredits kannst du erst ab dem fünften Semester rechnen.

Es gibt auch die Möglichkeit, über ein Stipendium an etwas Geld zu kommen. Das Feld ist weit und erfordert viel Eigeninitiative, aber unter Umständen hast du am Ende etwas mehr Geld in der Tasche.

2. Die Bewerbung für Pécs an sich

Wenn der erste Punkt besprochen und abgesegnet ist, dann kommst du zum Bewerbung schreiben.

Für den Studienstart 2015 gilt die Frist vom 01. Februar – 31. Mai 2015 für die Online-Bewerbung.  Alle geforderten Dokumente müssen dann in Pécs bis zum 31. Mai bei der Universität eingegangen sein.

Damit du weißt, was du alles in deine Bewerbungsmappe packen musst, schaue am besten direkt auf der Homepage der Universität Pécs.

Da bekommst du alle benötigten Informationen und es kann nichts schiefgehen.

Falls du es planen kannst, empfehle ich dir auch mal direkt die Universität anzusehen. Jedes Jahr wird für alle Interessenten ein „Tag der offen Tür“ veranstaltet. Dieses Jahr findet er am 25. Mai statt und eignet sich gut dafür, sich schon mal einen Überblick zu verschaffen.

Ich habe es damals nicht geschafft, aber manche meiner Kommilitonen haben diese Möglichkeit genutzt.

 3. Vorteile und Nachteile des Studiums in Pécs

Da ich ja nun auch schon einige Zeit hier in Pécs lebe und studiere, kann ich einige positive aber auch negative Seiten über das Medizinstudium in Pécs und allgemein im Ausland abgeben. Natürlich sind sie nur subjektiv wahrgenommen, andere stört vielleicht etwas anderes.

Vorteil:

  • Sehr gute Kenntnisvermittlung

Die Vorklinik in Pécs hat es in sich. Gerade in den ersten zwei Semestern sind fast alle Prüfungen mündlich und erfordern eine ganz andere Vorbereitung, als eine schriftliche Prüfung. Dadurch hat man meiner Meinung nach ein wesentlich besseres und fundierteres Wissen.

Zu dem lernt man meist in kleineren Gruppen, dass befand ich gerade in Anatomie oder Histologie sehr praktisch. Und die Ungarn sind gute Lehrer und auch wenn das Deutsch nicht perfekt ist, versteht man alles gut. Und bei vielen Dozenten merkt man, dass sie wollen, dass man die Thematik versteht und nicht als Massenprodukt durch die Seminare geschleust wird.

 

 

  •  All about money

Auch wenn die Studiengebühren sehr happig sind, der Unterhalt ist in Ungarn schon günstiger. Die Mieten sind natürlich wie auch in jeder deutschen Stadt nach oben offen, aber wer nicht so viel ausgeben möchte, wird auch fündig. Für unsere Dreier-WG bezahlt jeder 50.000 HUF Warmmiete, was je nach Kurs etwa 160 bis 170 Euro entspricht. Es geht aber auch noch billiger.

Je nach dem wo und mit welchem Anspruch man einkaufen geht, wird man aber schon feststellen dass manche Produkte genauso teuer sind, wie in Deutschland. Bleibt man aber bei den einheimischen Produkten oder geht direkt auf den Wochenmarkt, kann man da auch sparen.

Dienstleistungen sind dafür in Ungarn wesentlich billiger. Einmal zum Friseur gehen oder ein Auto mieten ist im Vergleich zu Deutschland fast nichts. Auch das Essen in Restaurants ist günstiger.

  •  Geforderte Sprachkenntnisse

Wer in Pécs mit dem Studium beginnt, lernt in den ersten beiden Jahren nebenbei Ungarisch. Die Prüfung am Ende des vierten Semesters ist obligatorisch für die Klinik, sonst kann man manche Fächer nicht belegen. Es wird also nicht primär für den Studienbeginn vorausgesetzt.

Das ist so sehr praktisch, denn wenn man sich an einer anderen ausländischen Universität bewirbt, wird meistens ein Sprachzeugnis in Englisch benötigt. Zumindest war das in Litauen und Brno der Fall, sicherlich trifft das nicht auf alle zu.

Und es lohnt sich diese Sprache zu lernen, schon allein aus Höflichkeit gegenüber dem Land, in dem jetzt studiert. Und irgendwann möchte man ja doch einmal mit den ungarischen Kommilitonen reden können oder einfach auf Ungarisch eine Pizza bestellen. Spätestens in der Klinik sollte man jedoch schon soweit sein, ein Anamnesegespräch führen zu können, ich übe noch fleißig.

  •  Anwesenheitspflicht

So nervig es doch manchmal ist, ich finde es gut, dass in Pécs sowohl in den Seminaren und den Vorlesungen die Anwesenheitspflicht gilt. Freilich ist das vom Dozenten abhängig. In Anatomie ist man in der Vorlesung doch mehrheitlich anwesend, während Fächer wie Sozialmedizin oder Chemie eher wenig besucht sind. Was aber dennoch einen Vorteil hat, wer kann denn schon von sich behaupten, dass er eben eine Privatvorlesung über Thermogenese bekommen hat 😉

  • Prüfungen wann und wie du es willst

Klingt ein bisschen nach Märchen, ist aber wahr. Nach 14 Wochen regulärer Vorlesungszeit beginnen jeweils im Dezember bis Januar und Mai bis Juni die 7 Wochen Prüfungszeit. In diesen Wochen entscheidest du allein, wann du dich bereit oder genötigt fühlst in die Prüfung zu gehen. Jedes Institut gibt am Ende der Vorlesungszeit die  Prüfungstermine heraus. Für Anatomie oder Biologie ist das meist an mehreren Tagen die Woche möglich, andere Fächer, wie Chemie oder Physiologie sind auf einen Tag festgelegt. Man kann also sich selbst einen Plan einteilen und kann bei Einhaltung gut durch die Prüfungen kommen. Auch kann man sich flexibel wieder für eine Prüfung ab -und anmelden. Aber Achtung: Das verleitet auch schnell zu Aufschieberei und Zeitnot. Sonst finde ich diese Art der Prüfung sehr praktisch.

 

Nachteile:

  •  Entfernung

Ein ganz entscheidender Nachteil ist die Entfernung von der Familie und Freunden. Ich selbst muss jedes Mal mehr als 900 Kilometer fahren, also je nach Verkehrslage 9 bis 10 Stunden, eh ich dann mal zu Hause ankomme. Gerade diese Distanz zu fahren ist dann doch sehr belastend, wenn man keinen Mitfahrer hat.

Da kann man eben nicht mal schnell heimfahren, dass ist gerade am Anfang schwer und besonders wenn man vorher noch zuhause gewohnt hat.

Je nach dem aus welchem Teil von Deutschland man stammt, kann mal „schnell“ in den Flieger von Budapest nach XY hüpfen und ein verlängertes Wochenende mit seinen Lieben genießen, aber es lohnt sich für Autofahrer oder Zugreisende kaum.

  •   Sprachbarriere

Zwar ist es ein Vorteil, dass man die Sprache neben dem Studium lernen kann, aber für das Leben in Ungarn ist es doch manchmal ein Problem. Denn nur spärlich lernt man diese doch recht komplizierte Sprache und ein kleiner Smalltalk auf Ungarisch ist schon sehr schwer.

Aber keine Angst, meist kommt man auf Deutsch oder Englisch trotzdem an sein Ziel. Leider ist das auch der Grund, dass man nie „gezwungen“ wird, diese Sprache zu vertiefen.

 

Natürlich gibt es immer Vor- und Nachteile, Du selbst musst am Ende wissen, ob du dein Wunschstudium in Deutschland erwarten willst oder die Möglichkeit nutzt, im Ausland schon einmal anzufangen.

Ich jedenfalls habe es nie bereut nach Pécs gegangen zu sein, was sich auch eindeutig in der Anzahl meiner Vorteile widerspiegelt. Hier fühle ich mich nach fast zwei Jahren sehr zuhause, ich mag die Uni, die Stadt, das Flair und meine Freunde um mich herum, mit denen ich die Zeit verbringe und mich durch das Studium kämpfe 😉


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