Wechsel zum höheren Semester?

Für mich wie für die meisten anderen Studenten, die mit mir hier in Pécs begonnen haben zu Studieren,  war die Dauer des Studiums in Pécs stets klar: Mit dem Physikum besteht die Möglichkeit nach Deutschland zu wechseln und dort fertig zu studieren. So wie für viele andere auch.

Wechsel nach Deutschland – Die alles entscheidende Frage

„Sieht man sich nächstes Semester?“

Ich glaube diese Frage höre ich seit dem letzten Semester öfter oder stelle sie gar selbst. Denn einige, die ich innerhalb der letzten zwei Jahre kennenlernen durfte oder mit denen ich zusammen einige Kurse besuchte, werden ich in dm kommenden Semester nicht wieder sehen.

Denn sind gehören zu denen, die entweder schon einen sicher Platz an einer deutschen Universität ergattert haben oder ein passives Semester dazwischenschieben und nicht wieder nach Pécs zurückkehren.

Viele meiner Freunde haben jetzt schon immer wieder das Thema Quereinstieg oder Wechsel nach Deutschland genau, detailiert und ausgiebig besprochen oder ausgetauscht. Die ersten Fristen sind sogar schon abgelaufen, weitere folgen in den nächsten Wochen. Und auch wenn die Wahrscheinlichkeiten nicht sehr hoch sind, ist die Euphorie und die damit verbundenen Vorstellungen und Planungen groß. Denn viele zieht es zurück nach Deutschland nach diesen zwei Jahren in Ungarn, nach zwei Jahren in Pécs. Zu Recht frage einmal ein ungarischer Kommilitone, ob es denn tatsächlich so schlecht hier sei.

Nein, ganz und gar nicht.

Das Medizinstudium in Pécs und die Vorklinik sind hier top. Die Prüfungen verlangen teilweise sehr viel Wissen und Vorbereitung, da das meiste mündlich geprüft wird. Somit lernt man schon mehr auf Langzeit und kann darauf aufbauen. Aber auch die schriftlichen Prüfungen verlangen fundiertes Wissen, durchschleichen schaffen die wenigsten. Und man ist zeitgemäß was den Stoff betrifft. Und so wird es vermutlich auch in der Klinik sein.

Die Frage nach dem Grund

Warum zieht es also so viele Studenten zurück nach Deutschland?

Eigentlich liegt es ja auf der Hand: Finanzen und Entfernung treiben die allermeisten zum Quereinstieg, zum Wechsel nach Deutschland.

Mit 6.600 Euro pro Semester versenkt man in Pécs gutes Geld, auch wenn die Ausbildung gut ist (und somit vielleicht nicht ganz vertan ist). Zwar bekommt man ab dem fünften Semester, sofern man dem vorgeschriebenen Kurrikulum treu geblieben ist, immerhin 20 Prozent Ermäßigung pro Semester und wer dann noch gute Noten innerhalb eines Jahres vorzeigen kann sogar noch zusätzliche Ermäßigungen. Trotzdem bleibt das Weiterstudieren in Pécs eine teure Angelegenheit, denn es kommen ja noch einige zahlungspflichtige Semester auf einen zu bzw. meistens auf den Geldbeutel der Eltern. Und für viele ist das Ausland eben eine Zwischenlösung und ab dem dritten Studienjahr nicht immer für jeden finanzierbar.

Die Entfernung ist bei jedem ein individuelles Problem. Wer einen Freund oder Freundin in Deutschland zurückgelassen hat und nun schon zwei Jahre Fernbeziehung mit all den verbundenen Problemen geführt hat, sieht jetzt die Möglichkeit durch einen Wechsel wenigstens den Abstand zu verringern. Aber auch die ungebundenen zieht es dann eben aus verschiedensten Gründen nach Deutschland zurück.

So wird es ab dem nächsten Semester deutlich ruhiger sein, die einzelnen Gruppen werden dann neu zusammengewürfelt und der deutsche Jahrgang schrumpft.

Mein Konflikt & Wechsel

Meist kommt es innerhalb eines Gespräches dann auf die entscheidende Frage zurück, die Du sicher auch gerade an mich stellst: „Und, bewirbst du dich auch für einen Wechsel nach Deutschland?“

Ich mag diese Frage nicht. Besonders weil ich sie momentan nicht beantworten kann. Die Frage klingt immer nach Konkurrenz. Als würde der Gegenüber abschätzen wollen, ob ich eine Gefahr für seine Chance bin, nach Deutschland zu wechseln. Oder man möchte abschätzen (der Mensch ist eben ein Gewohnheitstier), ob man mit der selben Person weiterhin zusammenarbeiten kann, ob man auf weitere Hilfen, Skripte, Ausarbeitungen hoffen oder ob man den Freund/ Freundin nächste Jahr noch in Pécs wieder trifft und mit ihm/ ihr Zeit verbringen kann. Man gibt so vieles durch sein Ja oder Nein von sich preis, vor allem aber auch die finanziellen Umstände.

Die Antwort auf diese so oft gestellte Frage geht mir schon länger durch den Kopf, immer und immer wieder, seit letzten Sommer. Dennoch habe ich noch keine endgültige Antwort darauf gefunden.

Will ich den weg von hier?
Nein, eigentlich nicht. Warum eigentlich? Nein, nicht eigentlich. Ich würde gern das Abenteuer Ungarn noch etwas vertiefen. Ich mag Ungarn und die Uni. Ich fühle mir hier wohl und wie zuhause. Ich will mich in der noch total fremden Sprache probieren, ich möchte Erfahrungen machen, die (da bin ich mir sicher) in Deutschland so nicht da sind.
Ja, ich sollte weg von hier. Warum? Es ist teuer trotz Ermäßigung.

Ich würde also mit einem klaren Jaein antworten.

Also bewirbst du dich doch?
Ja, sicherlich an einigen deutschen Unis und werde hoffen, dann nicht erneut vor dem Problem stehen zu müssen, mich zu entscheiden. Also vorerst diese Entscheidung vertagt- bis auf weiteres.


 

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About the author

Lisa
Lisa

Hallöchen, ich bin Lisa.
Seit 2013 studiere ich in Pécs Medizin. Neben dem hohen Arbeitspensum im Studium schreibe ich auf dieser Homepage über mich, mein Studium und was mir sonst so durch den Kopf geht.

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