Warm gelaufen

Im zweiten Semester wurde alles entspannter, man kannte den Rhythmus, die Anforderungen der Dozenten, den eigenen Kurs und seine Freunde besser und man hatte etwas weniger Stunden. Zurücklehnen galt aber nicht. Dieses Semester war trotz geringfügiger Änderung im Plan angenehmer und ich wusste nach der ersten Prüfungsperiode, was ich unbedingt ändern sollte und was ich getrost beibehalten konnte.

So wollte ich den Stoff für die Prüfungen, allem voran Molekulare Biologie und Anatomie, schon weitestgehend unterm Semester zusammenfassen und lernen. Sehr motiviert habe ich mir also meine Karteikarten gekauft und immer wieder ein Thema abgearbeitet. Freilich ist es am Anfang des Semesters sehr schwierig, anfangs ist man nach der Prüfungszeit und ohne Ferien sehr unmotiviert und man mag noch nicht wieder 100 Prozent Leistung geben.

Aber spätestens vor dem ersten Anatomie- oder Bio-Testat musste man gezwungenermaßen schon einmal mit dem laufenden Stoff beginnen.

Generell eignen sich Testate optimal für eigene Stichtage, denn man muss eh die Thematik bis dahin bearbeitet oder gelernt haben. So habe ich gerade für Anatomie immer den größten Teil der Prüfungsthemen schon abgearbeitet gehabt, was mir in der folgenden Prüfungszeit doch sehr viel Zeit und unnötigen Stress ersparte. Ich habe also versucht zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen.

Aber immer, wenn man sein Lernschema etwas abändert, braucht man Geduld, bis sich diese Änderung bemerkbar macht und irgendwann auch Früchte trägt. Für mein Rigorosum in Biologie hat das super geklappt, denn neben der Eintrittstestbefreiung bin ich auch sehr zufrieden aus dieser Prüfung gegangen und auch jetzt noch kann ich gut auf dieses Lernfundament zurückgreifen.

Zumindest hatte ich für mich erkannt, dass ich lieber etwas mehr Zeit für meine Prüfungen plane und dann ohne Lücken, gut vorbereitet reinzugehen, also erst, wenn ich wirklich mit Lernen fertig war. Jeder kennt das Problem, man ist niemals wirklich fertig mit lernen vor einer Prüfung. Wie oft denkt man selbst: “Ach, einen Tag noch einmal alles zu setzten lassen, dass wäre jetzt gut!“

Mit diesem Arbeitsrhythmus unter dem laufenden Semester konnte ich ganz gut leben ohne dabei völlig am Schreibtisch unter Büchern, Vorlesungen und Mitschriften zu versinken und zu versumpfen. Stattdessen packte ich auch mal die Gelegenheit mit meinen Freunden Budapest zu erkunden. Die Hauptstadt der Magyaren ist etwa zwei bis drei Stunden Autobahn von Pécs entfernt. Man kommt auch bequem mit dem Zug oder Bus dahin und Hostels oder Hotels kann man einfach per Mausklick erledigen.

Und Budapest ist wirklich sehenswert. Man kann so viele Dinge dort unternehmen und erkunden. Bei meinem ersten Ausflug dorthin, habe ich nur die Klassiker besucht, sprich Fischerbastei, Matthiaskirche, Magariteninsel, Kettenbrücken, an der Donau entlanglaufen, jüdisches Viertel erkunden, gut Essen gehen oder einfach nachts durch die Stadt streifen und feiern gehen.

Die südliche Lage von Pécs hat auch einen Vorteil, der Frühling kommt hier eher und der Sommer folgt meist kurz darauf mit ganzer Stärke. Zehn Grad Unterschied sind dann meist im Vergleich zur Heimat nicht selten, aber man beschwert sich freilich nicht. Viel mehr genießt man zwischen den Vorlesungen und Seminaren kurz auf den vielen Bänken die Sonne oder schleckt nebenbei ein Eis.

Im Sommersemester gibt es dann auch mal für alle Pécser Medizinstudenten Osterferien, die man aber leider kaum genießen konnte, da man mit Atlanten bepackt nach Deutschland und am Ostersonntag wieder retour musste, denn das letzte Anatomie-Testat des Semesters und somit die Chance auf einen guten Einfluss auf die Endnote standen unmittelbar noch in der selben Woche bevor.

Und schon hieß es wieder Prüfungszeit, noch schneller als das vorige Semester schien es diesmal gekommen zu sein. Mein Lernschema ging auf, auch weil ich mir Zeit lies für alle Prüfungen. Und da der Sommer schon seine ganze Kraft entfalten hatte, wurde mit offenen Fenster, auf dem Balkon oder eben einfach im Bikini gelernt, anders war es auch nicht auszuhalten. Ich glaube das schlimmste waren einmal 30 Grad im Schatten während ich extrem hochmotiviert Chemie über Pfingsten gelernt habe und währenddessen von allen Freunden zuhause und von meiner Familie verlockende Bilder vom Baden oder Sonnen per Whatsapp bekommen habe. Stimmt, es ist ja ein Feiertag! In der Prüfungszeit verfliesen die Tage ineinander, Wochentage spielen meist keine große Rolle mehr und einzig der eingetragen Prüfungstag zählt und hat eine Relevanz.

Aber nach den Prüfungen kann man dann auch mal das mediterrane Wetter genießen, nach Orfü zum Baden fahren, auf dem Balkon die Bildschirmbräune verschwinden lassen oder einfach mal gepflegt nichts tun. Und spätestens dann Ende Juni zog es mich dann doch wieder zurück nach Deutschland, also Auto vollpacken und auf nach Hause, endlich zwei volle Monate Ferien ohne irgendwas zu lernen! Also Krafttanken für das dritte Semester.


Hat Dir gefallen, was Du liest oder noch Fragen?
Ich freue mich immer über Kommentare

Ihr Name (Pflichtfeld)

Ihre E-Mail-Adresse (Pflichtfeld)

Homepage

Ihre Nachricht


About the author

Lisa
Lisa

Hallöchen, ich bin Lisa.
Seit 2013 studiere ich in Pécs Medizin. Neben dem hohen Arbeitspensum im Studium schreibe ich auf dieser Homepage über mich, mein Studium und was mir sonst so durch den Kopf geht.

Copyright © 2015.  Powered by WordPress.